Demokratiegefährdung online - Band 18 der Schriftenreihe Wissen schafft Demokratie
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Bedrohungen für die Demokratie aus dem digitalen Raum wurden lang unter den Schlagworten von Cyber-Angriffen, Datenspionage, Malware und Identitätsraub verhandelt – das heißt also als äußeres Eindringen in die (staatliche) Sicherheitsarchitektur westlicher Demokratien, zum Beispiel der Hackerangriff auf den Deutschen Bundestag 2015. Eine Pandemie und viele weitere Krisen später steht heute die Rolle digitaler Kommunikationssysteme für den gesellschaftlichen Zusammenhalt von Demokratien ganz grundsätzlich im Fokus der Debatten. Dieser wird heute zwar immer noch durch (digitale) Einflussoperationen aus dem Ausland herausgefordert, wie die Wahlen in Rumänien und Georgien unter Beweis stellten. Hinzu kommen nun jedoch teils offene, teils undurchsichtige Prozesse der Zersetzung demokratischer Diskurse und Prozesse. Ausgehend sowohl von organisierten Gruppen als auch von schwer vorhersehbaren Schwärmen lässt sich eine Vielzahl von Akteur*innen identifizieren, die Demokratien gefährden: Bewegungen, die zum Sturz der Regierung aufrufen, Influencer*innen und Alternativmedien, die mit Desinformation Politik machen, aber auch Plattformbetreiber, die die politischen Entwicklungen in Demokratien beeinflussen wollen. Sie nutzen die polarisierenden Dynamiken sozialer Medien aus, um ihre Positionen sichtbarer zu machen, und eignen sich neue Technologien an oder nutzen netzkulturelle Phänomene, um ihre Botschaften zu verbreiten. In einer auf den Puls sozialer Medien ausgelegten Öffentlichkeit finden sie unverhältnismäßige Aufmerksamkeit. Eine wichtige Rolle in der Einschätzung der Gefahren von „Fake News”, „Desinformation” und „Künstliche Intelligenz” spielt dabei auch die Frage nach möglicher Vereinfachung, Dramatisierung und Pauschalisierungen in der öffentlichen Debatte. Fragen von demokratischer Resilienz und Prävention müssen daher immer auch eine neue Verhältnismäßigkeit einüben, insofern Empörung in digitalen Debatten oft ins Gegenteil des Beabsichtigten kippt. Insofern soll der 18. Band der IDZ-Schriftenreihe „Wissen schafft Demokratie” auch eine kritische Auseinandersetzung mit digitaler Demokratiefeindlichkeit sein. In der Ausgabe sollen aktuelle Entwicklungen und Debatten rund um das Thema digitale Demokratiegefährdung abgebildet und sowohl wissenschaftliche als auch praktische Perspektiven aufgezeigt werden. Hierzu freuen wir uns über Einreichungen zu folgenden Themen und Fragestellungen: Aktuelle Phänomene und Entwicklungen: Welche neuen Bedrohungen und Herausforderungen für die Demokratie entstehen durch aktuelle Trends und2/2 Neue Technologien und Demokratie: Wie wirken sich Technologien wie Künstliche Intelligenz, Blockchain oder das Metaverse auf demokratische Strukturen aus? Ausländische Einflussoperationen und Desinformationskampagnen: Wie nutzen ausländische Staaten und Akteur*innen digitale Plattformen, um durch Desinformation demokratische Systeme zu destabilisieren? Welche Mechanismen und Strategien wirken dem entgegen? Kritische Betrachtung von Desinformation und Social Media: Welche Mythen und gängigen Annahmen zur Wirkung von Desinformation und Online-Radikalisierung sollten kritisch hinterfragt werden? Medienrezeption und -wirkung: Welchen Einfluss haben Phänomene wie Desinformation oder der Einsatz von KI auf Vertrauen von Bürger*innen in Medien und Politik? Wie wirkt sich Mediennutzung auf die Wahrnehmung von gesellschaftlicher Polarisierung oder Instabilität politischer Institutionen aus? Politische Einflussnahme durch Eliten: Wie beeinflussen mächtige politische und wirtschaftliche Akteur*innen digitale Plattformen und deren Diskurse? Welche Gefahren entstehen für die demokratische Öffentlichkeit? Versicherheitlichung der Online-Kommunikation: Inwiefern bedrohen staatliche Eingriffe, z. B. Überwachung und Zensur, die freie Meinungsäußerung und demokratische Diskurse im digitalen Raum? Digitale Protestmobilisierung: Welche Rolle spielen digitale Plattformen für die Mobilisierung von demokratiefeindlichen Protestbewegungen? Wie beeinflussen sie das politische Klima vor Ort? Prävention von Demokratiefeindlichkeit: Wie reagieren Präventionsakteur*innen auf den sich ständig ändernden Online-Diskurs und welche Herausforderungen und Chancen bietet der digitale Raum für diesen Bereich? Weitere Aspekte der digitalen Demokratiegefährdung: weiterführende Fragen und Überlegungen zum Themengebiet sowie Einblicke in die Arbeit von Praktiker*innen. Besonders gewünscht sind zudem Beiträge, die sich auf Thüringen beziehen und die empirisch begründete Handlungsempfehlungen beinhalten. Über die Schriftenreihe Die Schriftenreihe „Wissen schafft Demokratie“ des IDZ ist ein Instrument für den Transfer von Beobachtungen, Erfahrungen, Analysen und Befunden zwischen Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik. Menschenfeindliche und demokratiegefährdende Phänomene werden von unterschiedlichen Standpunkten beleuchtet. Sie richtet sich an zivilgesellschaftliche und politische Akteur*innen sowie an Wissenschaftler*innen. Sie erscheint zweimal jährlich kostenfrei als Print- und Open-Access-Version mit großer Reichweite (https://www.idz-jena.de/schriftenreihe/ueber-die-schriftenreihe). Die Schriftenreihe richtet sich an Forschende und Praktiker*innen, daher wird ein auch für Nichtakademiker*innen verständlicher Schreibstil erwartet. Interessierte senden bitte bis spätestens 28. Februar 2025 ein Abstract im Umfang von max. zwei Seiten an wsd@idz-jena.de. Die Abstracts werden redaktionell gesichtet. Autor*innen ausgewählter Abstracts werden schnellstmöglich eingeladen, ein Manuskript (max. 20.000 Zeichen ohne Literaturverzeichnis) bis zum 15. Juni 2025 einzureichen. Diese werden anschließend begutachtet. Die positiv begutachteten Beiträge erscheinen voraussichtlich im ersten Quartal 2026. Wir freuen uns auf Ihre Einreichungen!
Initiator(s):
Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft
Deadline: 28.02.2025
Language(s): German
Publication-Type: Article / Journal
https://www.idz-jena.de/fileadmin/user_upload/Publikationen/CfP_WsD_Demokratiegefaehrdung_online.pdf
Post created by: Lymor Wolf Goldstein